HZ – Interview 1994

01.01.1994 | Archiv

Statt „Null Bock“: Ein Leben in Hoffnung, Wahrheit, Freiheit und tätiger Solidarität

Sind sie tugendhafte Helden mit Liebe zu Natur? – Ideale von gestern gelten noch 

Dieses „Jeden Tag eine gute Tat“ – Image klebt an den Pfadfindern wie Kaugummi: immer schlau, tüchtig und gerecht, höflich und hilfsbereit. Unwillkürlich muss man an Tick, Trick und Track aus Entenhausen und ihre Pfadfinderschaft Fähnlein Fieselschweif denken. Die Pfadfinderschaft in Hechingen heißt Sankt Georg. Ihr gehören Steffen Vollstädt, Peter Böing und Andreas Volk an. Sie können demnach berichten, was Pfadfinder heute so denken, tun und planen. Eines wurde bei dem HZ – Gespräch schnell klar: Auch die Pfadfinder haben ihre Probleme, was den Nachwuchs angeht. Rund 180 Mitglieder zählt die Pfadfinderschaft Sankt Georg, der jüngste Wölfling ist Patrick mit vier Jahren, älter als 30 ist kaum einer. 
Die klassische Laufbahn eines Pfadfinders beginnt heute genau wie zu Sir Baden Powells Zeiten um die Jahrhundertwende im zarten Kindesalter. Der geistige Vater der Pfadfinder – Idee stellte auch die Pfadfindergesetze auf: Ein Pfadfinder ist Bruder aller Pfadfinder und Freund aller Menschen; ritterlich; fröhlich; er pfeift in allen Lebenssituationen; auf seine Ehre ist immer Verlass; er schützt Tier und Natur und so weiter und so fort. Außerdem verschreibt Sir Powell ein Rezept, das dem Charakter auch nach den Pfadfinderjahren wohl bekommen soll: Ein Leben in Hoffnung, Wahrheit, Freiheit und tätiger Solidarität. 
Ohne zu zögern beteuern Steffen Vollstädt und Peter Böing, dass sie sich wirklich an diese Leitlinien halten – zumindest an ihre leicht interpretierte Version. Selbstverständlich hätten sie auch ihr Pfadfinderversprechen gegeben. Das sein eine feierliche Angelegenheit abends und draußen an einem besonderen Ort, wie eine Grotte oder eine Ruine. Im Carre stehen die Trupplinge ihren Leitern gegenüber, die ihnen dann das Versprechen abnehmen. Steffen will sich seitdem um gegenseitige Unterstützung im Leiterteam bemühen, Peter hat versprochen, die Pfadfindergesetze zu beherzigen. 
Der vierjährige Patrick zum Beispiel ist aber erst ein Wölfling, und zwar bis zu seinem 9. Geburtstag, dann wird er drei Jahre lang Jungpfadfinder sein, und erst anschließend kommt er in die Pfadfinderstufe. Wenn er 16 Jahre alt ist, kann er entscheiden, ob der den Leitern oder der Rover – Gruppe angehören will. Steffen und Peter haben sich für die Leiter entschieden, was derzeit viele tun, wie die beiden sagen. Deshalb und weil so viele aus den Pfadfinderstufen herauswachsen und sowenig Nachwuchs da sein, sieht sich der Stamm vor einem Überschuss an Leitern für geschrumpfte Gruppen – etwas noch nie Dagewesenes. Dagegen gebe es derzeit keine Rovergruppen. Die, so meinen sie, seien sowieso „schon immer labil“ gewesen. Vor kurzem habe es aber noch mindestens zwei davon gegeben. 
Ein bisschen militärisch nimmt sich vieles an den Pfadfinder aus: In den einzelnen Stufen gelten interne Hierarchien. 20 Wölflinge bilden eine Meute, die sich noch in Sippen splitten kann. Den Boss nennt man Leitwolf. In den Trupps der nächsten Stufen heißen die Leitwölfe dann wieder Kornetts. Außerdem sind nur bei den Wölflingen Mädchen und Buben zusammen. An der Farbe des Halstuches, einem wichtigen Bestandteil der „Kluft“, erkennt man die Stufe seines Trägers. Mit orange beginnt die Palette, dann blau, grün, rot und die Leiter schließlich tragen grau. 
Alles was ein Pfadfinder braucht, vom Kompass bis zum Schlafsack findet sich im „Scout – Shop“ in der Nähe des Marienheims in Hechingen. In einer Scheune ist das gemeinsame Hab und gut der Pfadfidnerschaft untergebracht – eine beachtliche Sammlung vom Kanu über große und kleine Zelte bis zum Kleinbus samt Anhänger. 
Damit lässt sich’s reisen und das wird auch getan. Die Hechinger Pfadfinder waren schon in Ägypten, Schweden, Schweiz, England. Die Ausflüge und Aufenthalte haben alle ein gemeinsames Ziel: die Natur und Sport. Hier stimmen die nostalgischen Vorstellungen über Gesang am Lagerfeuer, forschenden Streifzügen durch den Wald, von abenteuerlichen Kletterpartien und Wildwasserfahrten. 
Volker Witt und Elke Killmaier haben ihre Vorstandsämter abgegeben. Nur Susanne Späth bleibt im Amt. Ende November bei der nächsten Zusammenkunft des Stammesrats, der aus Vorstand, Leitern, Elternbeirat und den Kornetts der Pfadfinderstufe besteht, soll über die Neubesetzung entschieden werden. Jörg Bausinger hat sich bereiterklärt, eine der Lücken zu füllen. Nach dem dritten Vorstandsmitglied, einem Kurat, werden noch gesucht.

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